as Mittelalter - eine interaktive Reise in die Geschichte -
auf einer CD-ROM für Windows PC's

Und was genau ist das jetzt?

Nun, es ist kein umfassendes Lexikon (alles über das Mittelalter auf 87 DVD's ist noch in Vorbereitung), kein Spiel und keine duLernstjetztsoftware, die einen mit Lückentexten und Tests malträtiert.

Nun gut - aber was ist es dann?
Ganz einfach - Ein Buch, ein Bildband für den Monitor. Wer sich nicht für die Hintergründe zum Projekt interessiert, für den gibt es bei den Screenshots viel zu sehen und auch Details über Inhalte und technisches. Wer aber die Hintergründe zur CD kennen will, bitte sehr:

In meinem Bücherregal stehen ein paar Lieblingsbildbände. Ich habe sie schon oft herausgezogen, kenne alle Texte, alle Bilder. Und trotzdem. Das Buch an sich, das Blättern durch die Seiten ist jedes mal wieder schön und verführt mich jedesmal wieder zum stöbern. Und während ich im Laufe der Zeit immer mehr erfahre, rücken die Beschreibungen in ein neues Licht. So etwas wollte ich machen, im Computer, etwas, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch dazu verführt, immer wieder hervorgeholt zu werden. Daß meine Themenwahl für dieses erste "Sachbuch" auf das Mittelalter fiel, hat natürlich den Hintergrund, daß ich mich selbst für Geschichte, besonders für das Mittelalter interessiere. Und da sind mir im Laufe der Zeit ein paar Sachen aufgefallen:

Das, was es an "populärwissenschaftlicher" Literatur zum Thema gibt, ist häufig Klischeeüberladen und außerdem schreiben die meisten Autoren voneinander ab, schlimmer noch, die Grafiker malen voneinander ab und übernehmen so die ganzen Fehler. Die inhaltliche Qualität der meisten "leicht zugänglich aufgemachten" (um mal eine Gruppe zu definieren) Bücher ist erschreckend. Vielleicht an der Stelle ein kleines Zitat aus einem der Bücher, um mal zu verdeutlichen, was ich meine. Nehmen wir mal den Tessloff Band "Ritter", aus der "Ich war dabei" Reihe. Seite 1, erster Text:

"... Das Zeitalter des Rittertums begann um das Jahr 900 und dauerte bis etwa 1500, dem Ende der Epoche, die als das Mittelalter bekannt ist. Es waren harte Zeiten. Die einfachen Leute waren so arm, daß sie ihre Hütten, die nur aus einem einzigen Raum bestanden, mit ihren Tieren teilen mußten. Abends saßen sie auf grob gezimmerten Möbeln zwischen modernden Abfällen und Mist, der Rauch des Feuers brannte ihnen in den Augen. Hungersnöte und Seuchen, wie der Schwarze Tod, waren keine Seltenheit. Die meisten Menschen starben noch vor dem dreißigsten Lebensjahr. Wenn sie nicht dem Rat älterer, weiser Männer folgten, waren die Herrschenden oft töricht und grausam. Die Stadtherren ließen ein Podest auf dem Markt errichten, damit die Einwohner zusehen konnten, wie Verbrecher gefoltert wurden. Zur allgemeinen Belustigung wurden blinde Bettler gezwungen, ein Schwein totzuprügeln, wobei sie sich natürlich immer wieder gegenseitig trafen..."

Das ist nun, ohne Kürzungen oder Umstellungen der Originaleinführungstext des Buches zum Mittelalter. Eigentlich ist da jeder Kommentar überflüssig. Außer, daß ich sowas im Dutzend bringen könnte. Das wirklich Traurige ist, daß soetwas veröffentlich wird, und die Menschen, weil sie vermutlich immer noch ein Sorgfaltsdenken der Verlage in ihrer Vorstellung haben, die Bücher unkritisch kaufen. Und so berufen sich gerade Kinder immer wieder darauf, ja was über das Mittelalter zu wissen, weil sie zuhause ein Buch haben, in dem das so steht. Ich kenne das tausendfach, da ich auf mittelalterlichen Märkten, Burgen und Museen rgelmäßig Vorführung mache und dabei mit den Besuchern ins Gespräch komme.
Die Erwachsenen sind da in gleicher Weise "informiert" - scheppernde Ritter in Rüstung, die nicht allein aufstehen können, orgiastische Festgelage mit abgenagte-Knochen-über-die-Schulter-werfen, Keuschheitsgürtel und Eisernere Jungfrauen sind in der Regel das, was mit der eigenen mittelalterlichen Geschichte in Verbindung gebracht wird. Die Bildungspolitik tut ihr übriges, daß nicht mehr in den Köpfen und Bewußtsein hängen bleibt - die Lehrpläne sind vollgestopft mit Herrschergeburtstagen und Ortsnamen berühmter Schlachten. Geld für Computer ist von staatlicher Seite vorhanden, aber vernünftiges Material müssen Schulen und vor allem Lehrer selbst besorgen, von integrierten Konzepten ganz zu schweigen.

Und die Profi-Historiker? Jene große Schar von Fachleuten, die über staubigen Urkunden brüten und darüber nachdenken, ob linksgeschloßene Bügelfibeln um 1235 schon im Nordschwarzwald verbreitet waren, aber immer noch nicht wissen, ob es Karl den Großen wirklich gab - diese Bildungselite ist sich einfach zu schade (plakativ übertrieben, um die Misere zu verdeutlichen, es gibt auch löbliche Ausnahmen!), ihr Wissen auf für's Volk zugängliche Weise aufzubereiten. Stichwort Bildquellen. Eine der Originalideen zur CD war, alle guten und wichtigen Bildquellen aus dem frühen und hohen Mittelalter auf die CD zu packen, um sie so preiswert in einer guten optischen Qualität einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aber die Archive und Bibliotheken (meistens an Universitäten angeschloßen) denken gar nicht daran, so etwas zu unterstützen. Sie betrachten ihre "Schätze" nicht als kulturelles Menschheitseigentum, sondern als etwas zu Behütendes, was es nur einer auserwählten Schar zur Verfügung zu stellen gilt. Ich wollte diese Dinge durchaus nicht geschenkt, aber trotz finanzieller Angebote war keiner der Angesprochenen bereit, ihre Quellen als ganzes zu digitalisieren und im Verbund mit anderen Quellen zu veröffentlichen.

Also, um an dieser Stelle nicht weiter ins Detail zu gehen - es sind schon genug Ecken aus meiner Schreibtischplatte herausgebissen - all dies hat mich dazu bewogen, selbst aktiv zu werden und meine Erfahrungen im medialen und mediendidaktischen Bereich zu nehmen und selbst ein Projekt aufzuziehen, das versucht, viele der Probleme in der Geschichtsvermittlung beim Schopf zu packen und etwas Vernünftiges zu veröffentlichen. Das Ergebnis ist aus meiner Sicht zufriedenstellend, wenn auch längst nicht so perfekt, wie es hätte sein können, aber es ist ein Autorenprojekt, ohne die finanzielle Unterstützung eines Verlages oder der öffentlichen Hand hergestellt und insofern hauptsächlich durch persönliches Engagement, nicht zuletzt der vielen Menschen, die ich für das Projekt begeistern konnte, entstanden.

Aber ich betrachte dies als einen Anfang. Ich bin gerade in der Planungsphase eines neuen Projektes und lade alle, die tapfer bis hierher gelesen haben und mir in den beschriebenen Punkten zustimmen, ein, sich einzubringen.
Die Idee ist folgende: Geschichte ist Erfahrung. Man kann über die Auswirkungen dieser Erfahrungen lesen und sehen, aber um die Geschichte zu erleben, muß man die Erfahrungen selbst machen. Die Menschen aus der Vergangenheit waren mit den gleichen Problemen konfrontiert wie wir heute. Als Einzelpersonen und als Volksgruppen. Große Themen des Lebens spiegeln sich auf erfahrbare Weise in den Kleinigkeiten des Alltages wieder. Nur wenn man sich dem nähert, kann man das abstrakte Geschichte-in-Jahreszahlen-Denken verlassen und sich dem Leben einer vergangenen, aber nicht toten Zeit nähern.

Also ist die mediale Idee dazu, komplette Szenen mit Hilfe von Konzepten, die auch in Computerspielen verwendet werden, umzusetzten. Allerdings nicht über stets abstrakt wirkende grafische Arrangements, sondern über die Gestaltung eines echten, fotografischen, belebten Umfeldes. Der Besucher, der in diese Szenen eintaucht, kann sich umsehen, erkunden, Dinge selbst probieren und sich mit den Menschen, die er trifft, unterhalten. Wahlweise völlig frei und ungezwungen, oder in eine Handlung eingepackt, die bestimmte Abläufe vorgibt.
Die Technologie ist eine völlig andere, als diejenige, mit der diese CD realisiert wurde, aber sie ist vorhanden und erste Experimente ergeben, daß sie auch beherrschbar ist. 360 Grad Videoaufnahmen lassen sich interkativ gestalten und in Verbindung mit Echtzeit 3D Engines in eine frei begehbare Welt verwandeln. Das Konzept, von null an vernünftig entwickelt (wer sich für das Konzept interessiert, kann mir gern eine eMail schreiben) funktioniert nicht nur mit "Mittelalter", sondern mit jeder Epoche und jedem Ort. Die Idee ist, damit auch Burgen und andere historische Gebäude wieder zum "Leben" zu erwecken.

Sobald es hier ein Ergebnis zum "anschauen" gibt, wird es natürlich auf dieser Webpage zu finden sein, aber ich gehe von den Erfahrungen mit der Mittelalter CD einfach mal davon aus, daß es schwierig ist, Mitstreiter zu finden und so wird das noch etwas auf sich warten lassen. Eine Fußnote für eventuell Rollenspielbegeisterte - das Konzept der realistisch erfahr/ und manipulierbaren Welt ist auch mit dem Hintergrund entstanden eine neue Generation von Computer-Rollenspielsystemen zu entwickeln und auf dem Papier bereits fertig. Falls sich also hier jemand angesprochen fühlt...

So, das ist nun aber ein langer Text geworden, alles weitere kann in den Foren diskutiert werden oder persönlich mit mir - schreiben Sie mir einfach eine Mail, ich freue mich über jeden Kontakt:

Markus Rupprecht